Island im Nordwesten

Mi., 29.07.1992 - Rückweg - zweiter Tag

Der Morgen beginnt viel versprechend. Kurz nach dem Aufbruch werden wir von zwei Schweizern in einem Landrover zehn Kilometer weit mitgenommen. Es rumpelt ordentlich auf der Schotterpiste, aber immer noch besser als laufen. Der Ort in dem wir rausgesetzt werden wirkt öde und nahezu verlassen und wir machen uns gleich wieder auf den Weg. Der Weg führt steil bergan und wir werden wieder ordentlich nass. Aber heute haben wir Glück. Die Familie im dritten Wagen zeigt erbarmen und bietet uns einen Platz in ihrem Van an. Die Blicke sind etwas skeptisch (kein Wunder bei unserem Anblick) und entsprechend kommt eine Unterhaltung nur zäh in Gange. Aber wir sind dankbar. Und die Kekse, die uns zaghaft angeboten werden, nehmen wir gerne. Wir erfahren, dass das Wetter auf Island zur Zeit überall gleich schlecht ist. Also nix mit Ausweichroute - im Innern liebäugeln wir abwechselnd immer noch hin und wieder mit diesem Plan C. JA!!!!, letztes Jahr.!!! - Wie immer verweisen die Einheimischen auf das/die Jahre zuvor. Aus dem klimatisiertem Wagen (wir hätten uns gerne der Jacken entledigt) wirkt die Natur um uns herum einfach traumhaft. In Holmavik heißt es dann Abschied nehmen. An der Tankstelle, die wir schon von der Herfahrt kennen gönnen wir uns erst einmal wieder Eis und Milch. Dann machen wir uns ein drittes Mal an diesem Tag auf den Weg. Auch dieses Mal dauert es nicht lange, bis ein Auto hält. Diesmal ist es ein Isländer ohne jegliche Fremdsprachenkenntnisse - eine seltene Ausnahme anscheinend. Der Fahrer peinigt unsere Nerven und nicht zuletzt auch seinen Wagen, indem er mit atemberaubender Geschwindigkeit über die schmale, löchrige Schotterpiste jagt. So haben wir durchaus wiederstreitende Gefühle, als er uns an der Ringstraße anzeigt, dass er nicht Richtung Reykjavik will. Mittlerweile nist es schon nach 18:00 Uhr und zwanzig Minuten später entschließen wir uns, unser Glück nicht zu strapazieren und den Tag zu beenden. Wir entfernen uns ein wenig vom Rasthof und gehen dann einfach 30m von der Straße weg und bauen dort unser Zelt auf. Der Wall hinter dem Straßengraben bietet uns Sichtschutz.

Do., 30.07.1992 - Rückweg - dritter Tag

So gegen 10:00 Uhr sind wir wieder an der Raststätte. Dann passiert nichts. Und das vier lange Stunden lang. Zwar hält ab und zu ein Fahrzeug, aber niemand will/kann uns mitnehmen. Kurz nach zwei frage ich nach dem letzten Bus nach Reykjavik und erfahre, dass wir noch bis 18:00 Uhr ausharren müssen. Dirk hat mittlerweile telefonisch unsere Chancen auf einen vorzeitigen Rückflug erfragt. Am Samstag ist noch etwas frei. Wir entschließen uns, uns im Rasthof etwas aufzuwärmen und einen Kaffee zu trinken. Gerade als wir die Rucksäcke aufsetzen, hält eine gute Fee neben uns. Sie bewegt einen alten Volvo und hat keine Bedenken zwei bärtige nasse Festlandeuropäer zu ihrem kleine Bruder(?) ins Auto zu lassen. Und das Beste, sie fährt bis in die Innenstadt der Isländischen Hauptstadt. Auf den letzten 100-150 km der Strecke werden die Landschaften in einem versöhnliches Sonnenlicht getaucht. Aber ehe wir wieder anfangen zu Grübeln, versichern wir uns gegenseitig, dass es keinen Sinn mehr macht. Um 17:00 Uhr erreichen wir Reykjavik. An der Tourist-Informationen erfahren wir, dass das Icelandair Büro in der City schon geschlossen hat. Ein Einkaufszentrum außerhalb bietet einen längeren Service an und so machen wir uns dahin auf den Weg. Aber auch dort kann uns niemand helfen. Wir müssen mit unseren Studententickets in ein entsprechendes Studenten-Reisebüro. So kaufen wir nur etwas ein und suchen den Campingplatz. Das klappt nicht auf Anhieb, wie das manchmal so ist in der Fremde. Wir genießen den Luxus von Duschen, Bänken und Tischen, schreiben daran Karten, packen die Rucksäcke für die Rückreise neu und essen zweimal zu Abend - alles muss raus! Die zwei bis dreihundert anderen Zelte lassen uns noch einmal nachdenklich werden. Wenn es andere können? Vielleicht wird es jetzt besser? Šusw. Aber wir kriegen die Kurve nicht mehr.

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