England/Wales

21.06. Cosgrove - Sandy (70km / 1142km)

Sigi: Heute wollen wir uns Milton Keynes (künstl. Stadt) und Bedford (Asiaten) anschauen. Vom Campingplatz gibt es einen direkten Zugang zum Treidelpfad. Zur Stadt hin muss der doch gut ausgebaut sein!! Nun ja, es bleibt ein frommer Wunsch. Bei der ersten Gelegenheit verlassen wir wieder den Pfad und versuchen den Schildern ins Zentrum zu folgen. Das wir dort angekommen sind merken wir erst gar nicht. Alles künstlich und unwirklich. Als es anfängt zu regnen, setzen wir uns in ein Cafe und lesen Zeitung. Mittagessen auf der BankDanach gehe ich zu Waitrose für das Mittagessen einkaufen. Die Salattheke ist einfach eine Wucht. Leider verstehe ich die Preisgestaltung nicht richtig und verpacke jeden Salat in separate Boxen. Der Preis bestimmt sich aber nicht nach den unterschiedlichen Salaten und dem Gewicht, sondern nach den Boxen und deren Größe. Pech gehabt - aber lecker!!

Von hier wollen wir den Radweg 51 der National Cycle Route nehmen. Ein Projekt in England ähnlich dem D-Netz in Deutschland. Es steckt allerdings noch sehr in den Kinderschuhen, wie wir auch heute wieder schmerzlich erfahren müssen. Doch es fängt erst recht vielversprechend an. Anfang Radweg 51Wir finden den Startpunkt in einem Park und folgen dann dem Weg durch den Park, bis - ja bis die Beschilderung plötzlich weg ist. Also erst mal der Nase nach und tatsächlich landen wir an einem Ausflugs-See mit Sportanlagen und einem netten Surfbrettverleiher/-trainer. Er hat sogar eine schön gemachte Broschüre incl. grober Wegbeschreibung und einer Übersichtskarte für uns - gerade frisch reingekommen. Die Startrichtung sagt er uns auch noch an, das ist auch gut so, denn die nächsten drei Kilometer über Weiden und Wiesen gibt es nicht ein Schild.Frühstück Die Beschreibung ist wieder mal aktueller als die Beschilderung. Sobald es uneindeutige Abzweigungen gibt, müssen wir stehen bleiben und raten. Bei der ersten Möglichkeit verfahren wir uns gleich und drehen eine schöne Schleife. Dafür ist der Weg beim zweiten Mal klar :-) .

Kurze Zeit später müssen wir die Route, nachdem wir sie mühsam entziffert haben, schon wieder verlassen und einen größeren Umweg mit einer gemeinen Steigung an der Windkante fahren. Ein schwerer Verkehrsunfall hat sich auf unserer Route ereignet und die Hilfskräfte lassen weder Mann noch Maus passieren. Ist uns vielleicht auch ganz lieb, denn die betroffenen Gesichter lassen nichts Gutes vermuten.

Auf Bedford war ich gespannt, weil ich in mehreren Romanen und Filmen (nicht immer friedliche) von der Multi-Kultur Gesellschaft gehört hatte. Es wäre zuviel gesagt, dass wir davon viel mitbekommen hätten. Schon bei der Einfahrt in Bedford mussten wir uns über unmögliche Radwegführungen kämpfen - in der Stadt herrschte gerade Rush-Hour und Hektik, Hektik. Also gleich wieder raus. Durch die ganzen Umwege sind wir auch wieder mal etwas spät dran. Heute gibt es nämlich wieder eine EM-Begegnung mit englischer Beteiligung. Da wollen wir möglichst wieder in einem Pub Mäuschen spielen.

Aus Bedford raus finden wir besser als hinein, aber ein Campingplatz oder auch ein B&B-Schild können wir nirgends entdecken. Nachdem ich nicht bereit war, für eine schmierige kleine Pension an der Hauptstraße (viel Schwerlastverkehr) 60 Pfund zu berappen, landen wir in einem Holiday Inn. Das ist zwar noch teurer, aber die letzten Kilometer haben so genervt, dass ich mich nicht auch noch übervorteilen lassen will (--> von dem Pensionswirt). Versteht irgendjemand diese Logik?

Das Hotel hat keinen sicheren Abstellplatz für das Rad. So müssen wir alles abbauen und mit aufs Zimmer nehmen. Immerhin können wir den Trailer zur Aufbewahrung in der Besenkammer abgeben. Das Rad schließe ich mangels Abstellanlage gut sichtbar an einem Hinweisschild an. Jedenfalls haben wir ein geräumiges Zimmer mit heißer Dusche und haben es nach dem lebhaften Fußballspiel in der Hotelbar nicht so weit ins Bett. Ein Pub wäre uns allerdings lieber gewesen. Die Ameisen, die bei uns durchs Zimmer laufen, tun uns zwar nichts, lassen mich aber endgültig am Hotelwesen in England zweifeln.

Wir fühlen uns eigentlich kaputter als sonst nach 70km. Das liegt wohl daran, dass der überwiegende Teil davon am Nachmittag erradelt werden musste.

Katrin: Morgens war dann sogar der Abwaschraum abgeschlossen. Und das auf diesem "Luxusplatz". Frühstück am See vor dem Shop. Es gab nicht mal frisches Brot auf dem Campingplatz, dafür jede Menge Gänse auf dem See und Vogeldreck auf dem Tisch. Und es war verflixt kalt.

Nach Milton Keynes wieder über den Kanalweg, direkt ab Campingplatz. Ein befragter Kanalbootfahrer (nette schmale bunte Hausboote, oft mit Blumen auf dem Dach etc.) meinte, es wären 2-3 Stunden mit dem Rad. Sechs Meilen sollten so lange dauern? Der Zustand des Weges lässt seine Bemerkung allerdings verständlicher erscheinen. Erst dachten wir, der Weg würde ganz aufhören, er ging dann aber doch weiter, schmaler als Hängerbreite, aber wenigstens einigermaßen weit von der Uferkante weg. Unter Brücken durch ist immer eine ziemliche Zitterpartie: an einer Seite die Mauer, die sich Richtung Kanal krümmt, an der anderen der Kanal ohne Geländer, teilweise nur dreißig Zentimeter von unseren Rädern entfernt (so kommt es mir wenigstens vor). Und dieser Weg schlug uns gelegentlich Zweige auf den (schon eingezogenen) Kopf. Die Radhelme bekamen einen ganz unerwarteten Sinn. Kanalwege bieten zwar immer eine schöne Aussicht mit viel Grün, aber wenn sie zu holperig werden, macht es keinen Spaß mehr. Als wir uns der Stadt näherten, gab es gelegentlich Industrieruinen zu sehen. Auch interessant. Alle Fensterscheiben im Backsteingebäude zerdeppert. Malerisch zwischen dem überwuchernden Grün.

Schließlich haben wir einen Skin mit Kampfhund (jemand anders war nicht in Sicht) gefragt, wo es denn ins Stadtzentrum ginge. Wie immer mußten wir noch einige andere Leute fragen. Diesmal sind wir allerdings erstaunlicherweise relativ schnell bei einem gut ausgeschilderten Radwegesystem gelandet. Die Radwege wurden sogar oft unter Straßen hindurchgeführt anstatt über die Straße. Sehr freundlich.

Im Zentrum angekommen waren wir sehr überrascht. Alles aus dem Boden gestampfte riesige Glaskastengebäude. Keine alte Kirche o.ä.. die einen Hinweis auf ein Zentrum gab Wir fanden uns gar nicht zurecht. Später haben wir erfahren, daß der Ort durch Zusammlegung von 13 Dörfern entstanden ist und das Stadtzentrum künstlich zwischen die Dörfer gesetzt wurde. Schließlich Einkaufszentrum gefunden. Auch zum Verlaufen. Wahnsinnig groß! Zum Glück gab es eine freundliche Politesse zum Fragen. Lange im Café gesessen, Regen abgewartet, Waitrose Salat zum Mittag gegessen. Älterer Mann erzählte uns von den Tandemwochenendtouren, die er als Jungverheirateter jedes zweite Wochenende unternahm.

Spät weiter und immer wieder total verirrt bei dem Versuch dem anfänglich (für ca. 1 Kilometer) gut ausgezeichneten Fernradweg 51 zu folgen. Angebellt worden vom Hund einer freundlichen Frau, der mochte angeblich keine Fahrradhelme. Ein Sportladenangestellter schenkte uns Plan für Radweg 51, der aber auch nicht geholfen hat, da es fast keine weitere Beschilderung gab.

Sehr schönes Stück Weg am Fluß entlang zwischen niedlichen, teilweise schwarzköpfigen Schafen hindurch, aber immer mit der Unsicherheit, ob die aus der Karte ersichtliche Abzweigung ausgeschildert oder zumindest erkennbar sein würde.

Relativ gutes Wetter. Kein Regen mehr während der Fahrt.

Irgendwann tauchten mal wieder Radwegschilder auf, nachdem wir uns glücklicherweise richtig durchgewurschtelt hatten. Sie waren allerdings für Orte, nicht für den 51.

Nach unserer OS Karte zu fahren wäre einfacher und wesentlich schneller gewesen. Allerdings hätten wir dann die netten Schafe im Park am Fluß verpaßt. Jaja, ich bin auf dieser Tour ein richtiger Schaf-Fan geworden.

Danach mussten wir der Radweg -51-Karte folgend nach reiner Wegbeschreibung und teilweise fehlenden Autowegweisern fahren, also eigentlich kein Unterschied zu unserem Navigieren nach OS Karte. Später sollte noch ein Stück reiner Radweg auf einem Railwaytrack kommen, nur leider versperrte ein total ausgebranntes Autowrack den Weg. Wir wurden von einem Anwohner mit neongelber Weste angehalten und auf einen Unfall hingewiesen. Er wußte auch nicht genau, was passiert war, hatte nur Auftrag, alle Autos zurückzuschicken und meinte, wir sollten doch mal gucken, ob wir durchpaßten - und das unvermeidliche "nice setup". Kam mir irgendwie seltsam vor, nachdem wir gerade gehört hatten, dass jemand im Krankenwagen abtransportiert wurde. Eine Frau, die mit ihrem Auto direkt vor dem Unfall stand, war noch makaberer. Sie meinte, da käme jetzt keiner durch, wir sollten doch erstmal picknicken. Wir sind umgedreht, über die Straße gefahren, bis nach Bedford und durch Bedford durch. Natürlich auch wieder keine Beschilderung, und unsere Karte war nicht detailliert genug. Wahrscheinlich haben wir nicht den gemeinten Radweg genommen. Der, den wir genommen haben ging nur kurz am Fluß lang und viel über volle Straßen, Fußgänger sprangen drauf rum und Radfahrer kamen einem entgegen. Nur raus aus der Stadt!

Schließlich haben wir noch ein Stück Radweg am Fluß gefunden und es kam nochmal ein Stück Eisenbahntraße. Darauf habe ich dann, erstaunlicherweise, auch mal wieder eine 51 bemerkt, auf einem 2x2 cm kleinen roten Blechquadrat an einem Holzpfahl.

Der Weg war auch wieder ganz nett (flach...). Aber dafür diesen ganzen Ärger mit dem Weg davor war es nicht wert. In Willington fragten wir einen kleinen Mann im Anzug, der seinen Regenschirm mit Sitzplatz mit sich herumtrug nach einem B&B. Er wußte aber nichts vor Sandy. Wir entschlossen uns, nicht auf den Radweg zurück zu fahren sondern über die Straße nach Sandy. Relativ volle Straße und fieses Roundabout am Ortsanfang. Lange Suche, schließlich doch im Holiday Inn gelandet, wo wir dann gerade rechtzeitig geduscht waren, um in der dortigen Bar England-Kroatien zu sehen. Leider kein Pub. Tja, passiert.

Für das Rad hatten sie dort nicht mal einen Schuppen und wir hatten Ameisen im Zimmer. Aber stolze Preise. Frühstück in einem Café im Ort, danach Radladen. Der Mann hatte keine Ahnung von Radwegen, genausowenig wie die Frau an der Touri-Info. Aber wir haben wenigstens Kettenöl bekommen. Merkwürdigerweise war es parfümiert.

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