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Katrin: Am Morgen wurden wir von der Sonne und dem Möwenlärm auf unserem Platz neben den Segeljollen geweckt. Müüde... Noch ein paarmal kurz eingeschlafen, Zelt zusammenbauen hat etwas länger gedauert, so gegen zehn ging's dann endlich los, über eine Kanalbrücke nach Market Bosworth, wo es leider kein Frühstückslokal für unser Sonntagsfrühstück gab, aber wenigstens einen geöffneten Supermarkt. Schokocroissant, Milch, ein unfranzösisches Baguette.
Naja, nachdem uns ein Tandembewunderer (auch Cannondalefahrer, angeblich, denn er fuhr dann im Auto weg) eine etwas längere Route ans Herz gelegt hat, sind wir dann doch die gefahren, obwohl wir uns nach der Karte schon für eine andere entschieden hatten. Ob sich der Umweg wohl gelohnt hat? Jedenfalls haben wir diesmal massig Radfahrer, vor allem Rennradfahrer gesehen, auch viele große fröhliche Gruppen. Das lag wohl daran, daß Sonntag und Superwetter war. Uns war es zu heiß, besonders später, als es ausgesprochen schwül wurde. Das Gelände war hügelig, und trotz Mangel an fiesen Steigungen war die Fahrt manchmal ganz schön anstrengend. Vor allem gab es gelegentlich Koordinationsprobleme beim Schalten.
Mittagessen ganz edel neben einem Pub, von dem man einen guten Blick auf vorbeikommende Radler hatte. Vorspeise Honigmelone respektive Paté, Hauptgericht bei beiden mit verkochten Erbsen, Karotten und Kohl, zwei kleinen gekochten Kartoffeln mit Schale und zwei Roast Potatoes, alles nicht berauschend. Aber wenigstens Gemüse und, gut für Radler, alles ohne Soße. Mein Lamm und Stuffing war gut, ersteres allerdings kalt. Das gehörte aber wohl so, denn Siegfrieds Rind war auch kalt. Außerdem gab es Mint Sauce und Meerettich, die wir aber größtenteils ignoriert haben. Sigi hatte auch noch einen Yorkshire Pudding. Soße fehlte wirklich, hätte die ganze Chose enorm verbessert. Die kleine drahtige Wirtin war sehr freundlich, und ihre kellnernde rundliche Teenagertochter lustig tapsig.
Im Großen und Ganzen hat sich an dem Tag nichts Besonderes ereignet.
Ein paar kleine Jungs mit Mini-Mountainbikes unterhielten sich aus sicherer Entfernung fachmännisch über das Tandem, bei einer der letzten Pausen im Schatten eines Baumes auf einer Bank in einer Einfamilienhausstraße. Sigi hat sich gelegentlich über exklusive englische Fahrradmarken gefreut und ich über knackige Radlerbeine oder freundlich grinsende ältere Radfahrer. Da wir beide ziemlich kaputt waren (von den Strapazen am Vortag?) sind wir jetzt in einem Inn "The Plough" zum überteuerten B&B. Aber zu einer Nacht auf dem hier ebenfalls zu mietenden Zeltplatz ohne Duschgelegenheit (wenn auch billig: 4,-) hatte besonders Siegfried doch keine Lust. Nun sitzen wir hier frisch geduscht und genießen die Abendluft. Allerdings braust des öfteren mal ein kracherzeugender Vierrädler auf der Landstraße hinter uns vorbei. Zum Glück liegt unser Zimmer etwas hinter dem Inn. Dort ist es hoffentlich ruhiger.
Das Zimmer hat eine Sitzbadewanne, halb unter einer Decke, die unwesentlich höher ist als die Wanne, und die Betten stehen halb unter der am Rand knapp betthohen Zimmerdecke der Mansardenferienwohnung (mit Wasserkocher und Kinderbetten). Ich trinke gerade mein erstes Stella(Artois), nicht übel, viel lieblicher als deutsches Bier, und Sigi liest mal wieder Mr. Vachss. Gerade war der Koch mit schwarz-weiß gestreifter Hose, weißem Kochhemd und Metallbrille hier und hat uns etwas über Wales erzählt. Er ist entschieden zu schlank für einen Koch. Mal sehen, wie morgen das Frühstück wird. Sonst war er aber nett. Wirkte ein bisschen wie ein Vagabund.
Nur ein Tisch außer unserem ist noch besetzt. Eine Familie mit drei Kindern ißt zu abend. In der Ferne muht eine Kuh. Die hört man allerdings nur, wenn mal keine Autos vorbeibrausen. Jetzt wird es langsam kühl (endlich) und wir werden uns deshalb auf unser Zimmer flüchten.
Über Anregungen und Kommentare freut sich Siegfried Schlawin .