1100km durch Spanien - von Madrid nach Torremolinos
02.03. - 28.03.2002

Sonntag, 03.03.2002 Der schwere Start: Madrid - San Martin de la Vega 40km

Madrider Verirrungen Teil 1

Wie nicht anders zu erwarten, erreichen wir niemanden am Flughafen, so machen wir uns erneut auf den Weg dorthin. Das Gepäck ist mittlerweile angekommen und auch die Räder sind noch da. Mit dem kleinen Rollgabelschlüssel bekomme ich die Pedalen auch wieder dran. Jetzt müssen wir nur noch vom Flughafen wegkommen. Aber niemand kann uns eine autobahnfreie Route zeigen. Wir sind schon kurz davor eine Taxi anzufordern, als wir unser Glück mit einem Stadtbus probieren. Netterweise lässt er uns einsteigen und wir schöpfen wieder Hoffnung.
Als wir uns im Zentrum wähnen, steigen wir aus und suchen uns auf einer Informationstafel unseren Weg in den Süden raus aus der Stadt. Wir wollen (nur) nach Aranjuez – ich nehme es mal vorweg, wir werden es nicht schaffen.
Normalerweise ist es um diese Jahreszeit in Madrid um 15 Grad und so war es auch noch drei Tage vorher. Jetzt ist es sehr kalt und nieselt mit teilweise mit Schneeanteilen. Trotzdem sind wir nach den letzten überstandenen 24 Stunden schon wieder optimistisch. Bis an den Südrand der Stadt schaffen wir es relativ problemlos. Teilweise gibt es sogar Radwege.

Spring in Madrid

Madrider Verirrungen Teil 2

Am Stadtrand ist dann aber Feierabend. Wir stehen an einer Autobahnauffahrt. Wir versuchen es weiter Richtung Osten und finden wieder nur eine Autobahnauffahrt. Links daneben ist eine unbeschilderte Straße. In der Ferne sind zudem einige Häuser zu sehen. Vielleicht ein Ort? Wir versuchen unser Glück. Erst geht es an einem Friedhof vorbei, dann wird aus dem Asphalt Lehm. Dann wird der Lehm immer weicher und verkeilt sich zwischen Rad und Schutzblech, bis die Räder stillstehen. Wir müssen absteigen und schieben. Immer nur ein kurzes Stück, dann müssen wir wieder die Zwischenräume vom Schlamm befreien. Mittlerweile sehen wir ziemlich heruntergekommen aus.

Schlammschlacht

Alles ist mit Schlamm besudelt. Jetzt rächt sich, dass wir uns für diese Kurzetappe nicht schon unsere Radsachen aus dem Gepäck herausgesucht hatten und immer noch unsere „Sonntagssachen“ anhaben. Mittlerweile haben wir auch festgestellt dass der Weg nicht zu dem vermeintlichen Dorf führt, sondern in einem großen rechten Bogen wieder zurück Richtung Madrid zu einer: Autobahn! Was sollen wir machen? Wir fahren/schieben die Auffahrt zurück und lernen einen weiteren Madrider Stadtrand kennen. Bei der nächsten Tankstelle, während Katrin noch einmal nach einem Weg fragt, reinige ich notdürftig die Ketten vom Lehmschlamm und pumpe die Reifen auf. Einen anderen Weg als die Autobahn kennt man hier nicht. Bei nächster Gelegenheit dränge ich darauf, etwas zu essen. Wir teilen uns einen Burger und versuchen dann noch einmal unser Glück. Wieder landen wir an den schon bekannten Autobahnauffahrten ohne weitere Straßen davor und dahinter. Was soll's! Wir biegen auf die Autovia ein und fahren auf dem Standstreifen mit einem ziemlich mulmigen Gefühl Richtung Süden. Nach wenigen Kilometern kommt eine Raststätte. Sofort fahren wir hier runter und versuchen erneut eine Wegbeschreibung zu bekommen. Wieder kein Glück. Als wir gerade wieder los fahren wollen, entdecken wir Polizisten, die einen LKW-Fahrer kontrollieren. Haben Sie uns gesehen? Ach was soll's. Wir sprechen sie an und versuchen, unser Dilemma darzulegen. Wir wollen nach Aranjuez und sind mit dem Fahrrad. Wie kommen wir dorthin? Da zeigt der Polizist auf die Autobahn und sagt wir müssten ihr nur ca. 50km folgen. - Häh? Nach einigem Nachfragen und betteln, fällt einem der beiden dann doch noch eine Alternative ein. Wir könnten nach ca. einem Kilometer auf eine Nebenstraße gelangen, wenn wir dort über die Leitplanken steigen und die Fußgängerbrücke über die Autobahn benützen würden. Gesagt getan. So sind wir von der E5 über einen kleinen Pfad in nordöstlicher Richtung, bei Perales del Rio auf die M301 gelangt. Hier haben wir dann sogar einen EU-geförderten straßenbegleitenden Radweg Richtung Süden vorgefunden. Welch eine Erholung. Mittlerweile war es jedoch schon früher Abend. Kurz vor San Martin de la Vega haben wir deshalb beschlossen, ein Zimmer zu suchen (kein Campingplatz weit und breit). Menschen waren keine zu sehen, also blieb nur wieder die schwierige (Sprachbarriere) telefonische Zimmersuche. Erneut hatten wir Glück. Etwas mehr Glück und einen weiteren Anruf brauchten wir dann noch, um die Pension auch zu finden. Katrin war völlig durchgefroren und wir beide waren müde und kaputt. Weniger von den körperlichen Strapazen, als vielmehr von den nervlichen Anspannungen der letzten beiden Tage. Als ich das Zimmer noch einmal kurz verlassen hatte, um mir ein paar Nüsse am Automaten zu ziehen, war Katrin schon eingeschlafen. Das Abendessen fiel also erneut aus.

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Über Anregungen und Kommentare freut sich Siegfried Schlawin .

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