Der Tag startet verheißungsvoll. Wir sehen das erste Mal blauen Himmel. Die ersten 11 km führen uns Richtung Südwesten durch Hochland (gefühlt) aber absteigend ins Tal des Arroyo Cedron.
Nach einer kurzen Fotopause wenden wir uns nach Südosten. Achteinhalb Kilometer geht es nun bergauf nach La Guardia, wo wir erneut die Autobahn E5 kreuzen. Zu sehen gibt es hier nicht viel und wir rollen mit leichtem Seitenwind (kommt der wirklich von links?) weiter bis Lillo. Es ist zwar noch nicht richtig Mittag, aber wir beschließen eine Pause einzulegen, zumal uns ein kleiner Supermarkt und eine Bank an der Kreuzung einlädt. Dort genießen wir ein wenig die ersten Sonnenstrahlen. Ganz ungetrübt geht das allerdings nicht, denn wir müssen uns die Bank mit einem lallenden alten Mann teilen.
Um unseren langsamen Start auszugleichen, haben wir beschlossen, uns in Villacanas nach der Möglichkeit zu erkundigen mit dem Zug nach Valdepanas zu reisen. Es kommt dann aber ganz anders. Als wir uns in Lillo wieder auf die Räder schwingen und uns nach Süden wenden, bestätigt sich die Hoffnung: Der Wind kommt tatsächlich von Norden und ist gar nicht ohne. Für die 12 Kilometer nach Villacanas benötigen wir gefühlte 15 Minuten. Ein Zug fährt erst am späten Nachmittag und so brauchen wir nicht lange überlegen und folgen dem CM3001 weiter Richtung Süden mit kräftiger Windunterstützung. Immer wieder tauchen in der Ferne Hügelketten auf und kurz danach sind sie schon wieder Geschichte. So macht das Radeln Spaß. Am Ende des Tages haben wir 140km auf dem Tacho stehen.
Über Villafranca (de los Caballeros) und Herencia fahren wir ohne Anstrengung fast bis Llanos del Caudillo, bevor wir das erste Mal wieder die Richtung wechseln müssen. Der Ort besteht nur aus wenigen Häusern. Wir nutzen die Ruhe zum schreiben einiger Postkarten. Leider werfe ich meine auch im Ort in einen Briefkasten. Das war dann wohl doch zu viel Vertrauen. Die Karten kommen nie an. Wir werden den Tag am Rande der La Mancha trotzdem in guter Erinnerung behalten. Fünf Kilometer geht es nun ungewohnt schwergängig :-) Richtung Osten zur CM3107; dann wieder nach Südwesten bis Manzanares. Natürlich gibt es auch hier keinen Campingplatz und wir nehmen stattdessen ein Zimmer in einem Kneipenhotel im Ort. Die Fahrräder wandern um die Ecke in eine Garage für die Nacht. So können wir uns ganz auf das hervorragende Essen und das spanische Pokalfinale zwischen Deportivo und Real konzentrieren. Glücklicherweise geht es hier nicht so aggressiv zu. Ach ja: Deportivo gewinnt völlig verdient gegen Real!
Kurze staubige Etappe nach Valdepenas (Hauptweingebiet Spaniens). Dort ist gerade alles geschlossen. Wir warten bis die Touri-Info geöffnet hat und fahren dann zum Campingplatz außerhalb direkt neben der Autobahn. Auch die Fahrräder müssen jeweils fünf Euro für ihre Übernachtung neben dem Zelt bezahlen. Ich nutze die Zeit, um meiner hinteren Felge das Klopfen gegen die Bremsen abzugewöhnen. Mit mäßigem Erfolg – was sich noch rächen wird.
Bis das Essen fertig ist, suche ich das beheizte Waschhaus (immerhin) zur Körper- und Schuhpflege auf. Mein einziges Paar (braune Leder-)Schuhe zieren immer noch die Schlammspuren vom ersten Tag und ich versuche sie mit einem Sportwachs zu reinigen und vor künftigem Unbill zu schützen. Das Licht ist schlecht und ich bin schon müde, so fällt mir erst nach dem ersten Schuh auf, das ich wohl kein einfaches Sportwachs erstanden haben, sondern eines für Tennisschuhe – weiße Tennisschuhe! Was bleibt mir übrig, etwas anderes haben wir nicht und der eine Schuh ist schon „verschönert“. Die Deckkraft ist so mittel, aber die Anhaftdauer sehr gut. So sorge für den Rest des Urlaubs immer wieder für fröhliche Menschen. Hatte ich schon erwähnt, das der Campingplatz direkt neben der Autobahn lag? Ich fordere ein Nachtfahrverbot.
Über Anregungen und Kommentare freut sich Siegfried Schlawin .