Eine Woche Sextener Dolomiten, Italien
Sommer 1996

Teil 1: Anreise und Einstieg bis zu den Drei Zinnen

Anreise

Nach der tollen Tour von 94 haben wir uns diesmal die Sextener Dolomiten als Zielgebiet ausgesucht. Dirk ist die ewige Fahrerei (allein) leid und wir entscheiden uns diesmal für die Nachtzug-Variante. Von Essen geht es nach Bozen und von dort mit dem Bus nach Dobbiaco (Toblach), dem Startpunkt unserer Wanderung. Mal sehen wie sich meine neuen Schuhe (Scarpa Jasper) bewähren. Die 11 Jahre alten Hanwag Klassik haben ausgedient.

Nach Einkaufstour in Bozen und dem Bustranfer (leider müssen wir die meiste Zeit stehen) kommen wir erst am Nachmittag so richtig in Gang und steigen das Valle di Landro entlang des Rienza-Flusses auf. Kurz nach dem Abzweig auf den Weg 9 zur Lückele Scharte schlagen wir dann unser Nachtlager auf und erholen uns von der nicht ganz bequemen Zugnacht.

1. Tag

Der nächste Tag ist bewölkt, aber trocken. Das Sonnenwetter von 94 lässt noch auf sich warten. Es geht den ganzen Vormittag steil den Berg hinan und wir sind schon froh, als wir vor dem Geröllfeld am Fuß der Scharte stehen. Bis hierhin war es immer noch grün um uns herum. Der Aufstieg dauert dann wie immer länger als geplant. Als wir am Nachmittag an die Abzweigung zum Weg 10/11 kommen, entscheiden wir die Nacht lieber in diesem Kessel zu verbringen, als noch aufzusteigen. Wolfgang ist schon etwas angeschlagen und ein Aufstieg fällt am Morgen immer leichter. Wie schon bei früheren Touren muss ein Rucksack draußen bleiben. Da wir aber alle Regenhüllen, mithaben ist das kein Problem. In der Nacht kommt es dann zu einem lauten Berggewitter ­ es halt von allen Seiten wieder und die Nacht wird des öfteren von Blitzen erleuchtet. Glücklicherweise wird unser Tal verschont, aber ein bisschen mulmig ist uns schon.

2. Tag

Am nächsten Morgen geht es Wolfgang leider schlechter. Er meint eine Erkältung zu spüren und überlegt sogar kurz zur Dreischusterhütte abzusteigen. Die Situation ist für uns völlig neu. Einerseits möchten wir uns ungern trennen, andererseits die Tour ungern abbrechen. Wir überreden Wolfgang dazu noch einen Tag auszuprobieren und er willigt ein. Nachdem sich der Morgennebel gehoben hat und das Zelt halbwegs trocken ist, steigen wir zu den Schwabenalpen auf. 300-400 Höhenmeter, deren einziges Problem ein kleiner Kamin ist, den wir mit gegenseitiger Hilfe aber leicht bewältigen. Dann geht es mehr oder weniger auf einer Höhe, vorbei an alten Stellungen zur Drei Zinnen Hütte. Die wir gerade noch vor dem einsetzenden Regen erreichen. Hier verpflegen wir uns ausgiebig auch, um auf besseres Wetter zu warten. Die Hütte ist u.a. gut mit einer polnischen(?) Reisegruppe gefüllt. Als die aufbrechen wollen geht der Regen gerade in Schnee über. Viele sind dafür nicht vorbereitet und erwerben beim Hüttenwirt überwürfe aus durchsichtigem Plastik ­ besser als nichts. Sieht aber putzig aus. Es wird später und später und irgendwann müssen auch wir uns entscheiden: Absteigen oder weiter? Wir entscheiden uns vorerst auf der mühsam erklommenen Höhe zu bleiben und auf besseres Wetter zu hoffen. Andernfalls können wir immer noch in einer der kommenden Hütten Schutz finden. Gehen heute morgen, wo wir noch in kurzer Hose und T-Shirt gestartet waren, sehen wir jetzt aus wie Mondmenschen. Regenhose, Gorejacke, Dirk hat sogar Handschuhe an. Kein Wunder ist das Thermometer doch um über 20 Grad auf unter Null gefallen. Wir folgen dem Weg 101 zum Büllelejoch. Dort legen wir erneut eine Kakaopause ein um uns etwas zu wärmen. Etwas neidisch sind wir schon auf ein Pärchen, was es sich gerade in der warmen Hütte gemütlich macht, um dort die Nacht zu verbringen. Um uns herum ist alles Wolkenverhangen, aber wenigstens weht uns kein Schnee mehr in die Augen. Mit einem leichten Widerwillen machen wir uns wieder auf. Nach der nächsten Wegbiegung, geht es dann wieder 300m herunter zur Zsigmondi Hütte. Da es jetzt schon reichlich spät ist, sparen wir uns den Abstecher lieber und steigen gleich wieder zur Forc Garibaldi auf. Der Weg geht entlang des Hangs über ein Gröllfeld. Leider bläst uns die ganze Zeit der eiskalte Wind über die Scharte frontal entgegen. Für eine Pause ist es oben längst zu kalt und es wird langsam dunkel. Wir beeilen uns den wieder abzusteigen, was uns dann auch aus dem Wind bringt. Bis es richtig dunkel ist, haben wir immer noch keine Ebene Fläche für das Zelt gefunden und nehmen was wir kriegen können. Wolfgangs Körper konnte sich heute nicht gerade erholen und er kündigt für den morgigen Tag seine Aufgabe an. Die Stimmung ist entsprechend.

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Über Anregungen und Kommentare freut sich Siegfried Schlawin .

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