Eine Woche Sextener Dolomiten, Italien
Sommer 1996

Teil 2: Da waren es nur noch zwei

3. Tag

Der Abstieg am nächsten Morgen nach Giralba wird von schönstem Sonnenschein begleitet ­ was für ein Kontrast zu gestern. Auch Wolfgang hat Spaß und bei Dirk und mir keimt wieder Hoffnung auf eine Fortsetzung zu dritt auf. Aber Wolfgang will und kann nicht mehr. Als wir das alle eingesehen haben, fällt der Abschied nicht allzu schwer. Wolfgang wird mit dem Bus nach Bozen fahren und uns dort am Abfahrtstag wieder treffen.

Dirk und ich steigen am späten Vormittag auf der anderen Seite des Tales dem Weg 270 folgend zur Bajon Scharte auf, d.h. wieder ca. 1300 Höhenmeter rauf. Leider verpassen wir irgendwie unsere Wasservorräte rechtzeitig aufzufüllen. Als unsere Vorräte dann zur Neige gehen, die Sonne brennt, finden wir leider keine Möglichkeit mehr. Am Bivak Fanton soll es zwar eine Quelle geben, die gibt aktuell aber leider nichts her. Der Umweg hat uns also auch nicht geholfen. Schön an dem Aufstieg ist, dass wir den Gebirgszug vom gestrigen Tage die ganze Zeit im Blick haben ­ wenn wir uns in den Verschnaufpausen umdrehen. Immer gut auszumachen die drei Zinnen. Die letzten 150-200 Höhenmeter liegen im Schatten und wieder bläst und Wind über die Scharte entgegen. Dirk zieht sich unterwegs um, der Kontrast zwischen dem Sonnenbeschienenen Weg im Tag und hier oben ist doch enorm. Ich möchte den Rucksack nicht absetzen (nasser Rücken) und schleppe mich zudem völlig ausgetrocknet die letzten Meter hoch. Dirk wartet wie meist an steilen Anstiegen schon geraume Zeit oben ­ allerdings lässt er sich nur manchmal an der Scharte blicken und bleibt lieber an weniger exponierter Stelle im Windschatten. Oben angekommen, steigen wir nach einer angetäuschten Pause für mich gleich wieder etwas ab, bis wir auf den Weg 262 stoßen, dem wir westlich folgen wollen. Hier gibt es die lang erwartete Pause, leider aber immer noch kein Wasser. Wir erhoffen uns, wenn wir dem Hangweg folgen an einer der Einschnitte auf einen Bach zu treffen. Schon beim Anstieg habe ich viel zu schnell geatmet und auch jetzt kann ich meinen Atem nur schwer beruhigen. Ich reiße mir den Rucksack vom Rücken und werfe ihn zu Boden, um die Brust etwas zu entlasten. Dabei rutscht er fast den Hang hinunter ­ den hätten wir wohl kaum wieder gesehen ­ oh weh. Glücklicherweise hat Dirk noch einen Apfel, den wir uns brüderlich teilen. Von da an geht es etwas besser. Spätestens am Rif. Chiggiato erhoffen wir unseren Flüssigkeitsvorrat wieder auffüllen zu können. Leider zieht sich der Weg viel weiter als gedacht. Immer wieder kommt ein Taleinschnitt, den wir umgehen müssen und auch wenn es nur minimale Höhenunterschiede sind, zerren sie mit der Zeit doch an unser beider Kondition. Die ausgesetzten Passagen sind zum Glück gesichtert und bereiten mir überraschender Weise keine Probleme. ERrst im Dunkeln erreichen wir die Nähe der Hütte und bauen unser Zelt mithilfe der Stirnlampe auf einer nahe gelegenen Wiese auf. Hier zahlen sich aus, dass ich das Zelt aus dem FF kenne und es keine Stangenmarkierungen oder ähnliches zu beachten gilt. Danach machen wir uns auf den Weg zur Hütte, wo wir etwas bestaunt werden. Dirk gönnt sich ein Bier und ich mir eine heiße Zitrone. Trinkwasser gibt es hier nur in Flaschen käuflich zu erwerben. Wir nehmen eine Flasche Wasser mit. Hunger haben wir beide keinen. Wahrscheinlich sind wir einfach zu kaputt.

1. Tag

Am Morgen ist es wieder bewölkt, aber vorerst noch trocken. So bekommen wir das Zelt noch trocken in den Rucksack und wir machen uns früh auf, nachdem wir die leere Flasche an der noch geschlossenen Hütte abgestellt haben. Im Otental machen wir in der Bar Pineta (Oder Bar Alpino) erst einmal große Pause und füllen Flaschen und Mägen. Unseren Hunger bekämpfen wir mit Gnocci, Brot und Parmesan, nicht ein Krümel bleibt zurück. Leider sprechen in diesem Tal die Menschen nur italienisch, aber mit Händen und Füssen klappt doch wieder alles. Sogar eine Wetterprognose lässt sich auf diese Weise übersetzen. Leider sind die Aussichten nicht so gut. Eigentlich hatten wir vor am Antelao unseren Weg fortzusetzen. Stattdessen steigen wir nach Calalzo zum Lago Centro Cadore ab, um von dort mit dem Bus das Tal zu wechseln. Wenn wir dort besseres Wetter vorfinden setzen wir die Wanderung fort, ansonsten werden wir Wolle folgen. Mittlerweile regnet es durchgehend. So umrunden wir den Antelao nun per Bus und steigen im Boitetal in S. Vito, uns gegenseitig beglückwünschend, bei Sonnenschein wieder aus dem Bus. Im einem Supermarkt erstehen wir noch Obst und lassen uns den besten Weg erklären. Am Rif. Senes am Weg 458 beenden wir den Tag. Hier finden wir optimale Bedingungen vor. Die Hütte ist geöffnet, es gibt einen Bach mit Waschgelenheit und eine Terasse mit Bank zum Sitzen und viel Platz zum trocknen der Ausrüstung.. Nach ausreichender Körperpflege kochen wir uns ein köstliches Mahl und genießen es sitzend im Sonnenlicht. Geschützt können wir uns im innern der Hütte zur Ruhe begeben ohne das Zelt bemühen zu müssen.

2. Tag

Heute haben wir 1000 Höhenmeter vor uns, bevor wir mit einem herrlichen Blick auf Cortina und die umliegenden Gebiergszüge von der Alpe di Federa wieder langsam absteigen wollen. Für den Aufstieg über die Wege 458, dann 455 und 436 zum Alpenhöhenweg Nr. 1 nehmen wir uns Zeit und lassen den Blick immer wieder schweifen. Das Stück über den Weg 455 ist eine extrem steile Wiese und wir wundern uns wie die Kühe hier zurecht kommen. Vor der Forca di Lago machen wir unsere große Mittagspause und genießen das schöne Wetter und die Ausblicke noch einmal. Wie zu erwarten treffen wir hier mehr Wanderer, als wir es sonst gewohnt ist. Das bewirtschaftete Rif. Croda da Lago macht heute ein gutes Geschäft. Wir genehmigen uns ein Bier und essen dazu unsere Knäckebrote. Wir steigen noch bis zum Rif. Alai ab und lassen uns Cortina für den nächsten Tag. Die Hütte ist geschlossen, aber vor der Hütte finden wir einen englisch gepflegten Rasen für unser Zelt und eine Tränke, die auch als Waschplatz herhält.

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Über Anregungen und Kommentare freut sich Siegfried Schlawin .

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