Bergwanderung auf dem GR 10: Pyrenäen, Frankreich
08.06. - 20.06.1993

Teil 2: GR10 statt Haute Route

4. Tag

MorgennebelAm morgen sind wir von dichtem Nebel eingeschlossen und Dirk schimpft vor sich hin, dass er mit mir nicht mehr wandern gehen würde, denn mit mir hätte er immer nur Mistwetter. Als wir jedoch den Pass ins Val d' Astau auf 2300m(??) erreichen, sehen wir, dass es auf der anderen Seite völlig klar ist. Dirk versucht mich noch zu überreden den Pic de Cicere zu besteigen, ich mache aber liebe eine Pause und genieße den verheißungsvollen Ausblick. Dann steigen wir zur bewirtschafteten Wanderhütte oberhalb des Sees ab. Ganz in der Nähe der Hütte bauen wir wieder das Zelt auf, um morgen den Anstieg zum Hauptkamm in Angriff zu nehmen. Uns schwant aber nichts Gutes, denn schon um die Hütte herum sind noch einige Schneefelder und die Gipfel um uns herum sehen alle weiß gepudert aus. Wir genießen den ungewohnten Luxus des Schlauchs an der Hütte zum waschen und als Trinkwasserquelle.

5. Tag

ZeltplatzAm nächsten morgen steigen wir mit einigen Hüttenschläfern vor uns zur nächsten Schutzhütte am Stausee auf 2500m auf. Bis auf die ersten Meter stapfen wir die ganze Zeit nur durch Schnee.Langsam senkt sich Nebel um uns herum, umso höher wir kommen. Gegen Mittag erreichen wir die Schutzhütte und nutzen den Windschutz zum Kochen sowie Tisch und Stuhl. Nach kurzer Diskussion sehen wir ein, dass wir die Haute Route bei den Schneeverhältnissen nicht bewältigen können und beschließen wieder abzusteigen und dem GR10 weiter zu folgen. Den ersten Teil des Abstiegs erleichtern wir uns, indem wir uns auf die Rucksätze setzen und diese als Schlitten zu benutzen. Glücklicherweise haben wir dabei keine spitzen Vorsprünge gestreift und haben immer rechtzeitig vor Überhängen bremsen können. Unvernünftig, aber ungemein spaßig.
Zelt am Bach
Unterhalb des Lac d' Oo setzen wir uns ins Cafe (1500m) am Stausee und genießen die Geräusche und den Ausblick auf den Wasserfall der den Stausee speisst. Der Weg führt uns dann noch einmal 500 Höhenmeter hinunter bevor wir auf der anderen Seite des Baches einen wunderschönen Platz für das Zelt entdecken. Ein wenig den Weg weiter runter ergibt sich glücklicherweise eine Möglichkeit zum Queren und wir können uns von den Strapazen des Tages erholen. Von Nebel ist hier keine Spur - stattdessen scheint die Sonne und wir können uns ausbreiten.

6.-8. Tag

TalblickAm nächsten Tag geht es zum Pas de Courret (2131m ) wieder über 1000m hoch. Im Gegensatz zum ersten Tag gehen wir hier über grüne Weide mit Moos und Bergblumen bewachsen. T-Shirt und kurze Hosen reichen heute aus. Stundenlang bewegen wir uns im Trott den steilen Einschnitt aufwärts. Die Anstrengung wird uns aber mit den grandiosen Ausblicken vergällt.

Die nächsten Tage sind ein einziger Traum. Wir schaffen es wenn größere Anstiege anstehen diese auf den Vormittag zu legen. Streckenweise geht es mehrere Kilometer auch auf einer Höhe, immer ist es Grün und trotz dieser Bedingungen einsam. PanoramaIn Frankreich sind ja noch keine Ferien. Jedes neue Tal bietet neue Gipfel, Ansichten auf Gletscher, Bergseen und Wiesen. In den kleinen Orten auf dem Weg gibt es Milch und Baguette oder auch mal einen Cafe. Das dauerhaft gute Wetter lässt uns im Nationalpark am Massif de Neouvielle sogar das Zeltverbot beachten :-) und nur im Schlafsack übernachten. Am Morgen liegt zwar Tau auf den Schlafsäcken, aber die Sonne trocknet unsere Sachen im Nu. Als am 8. Tag in der Nähe des Col du Tourmalet ankommen, sind wir vollkommen zufrieden und glücklich. Haben die letzten größeren Touren (Schottland und Island) immer frustriert abgebrochen, machen wir das diesmal, weil wir so zufrieden sind. Seltsam, aber für uns in dem Moment genau richtig.

Milka Der Trubel am Col ist nicht unsere Sache. Wir versuchen per Anhalter wegzukommen. Gerade als wir aufgeben wollen, hält ein Wagen und nimmt uns bis hinter Lourdes mit. Dort haben wir mehr Glück und werden recht schnell von einem Espace-Fahrer mitgenommen, der die französischen Geschwindigkeitsbegrenzungen geflissentlich ignoriert und mit 170 km/h über die Autobahn fliegt. Wo übernachten wir ??

Am Ende Dann gibt es ein paar bange Minuten bei der Post, aber alles klappt und wir machen uns auf den Weg einen Strandcampingplatz zu finden. Wir fahren mit dem Zug bis wir vom Zug aus vor Capreton einen Campingplatz entdecken. Leider müssen wir ein ganzes Stück an der staubigen Straße zurück laufen. Dabei falle ich noch in einen Gulli, der eine gebrochene Deckplatte hat und erleide eine schmerzhafte Prellung am Ellbogen und Rücken und einen noch größeren Schock.

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Über Anregungen und Kommentare freut sich Siegfried Schlawin .

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